Andre Hängen und Kunde zu Wissenswertes - Gangart Bonn

Das erste Mal erlebe ich Kathrin Müller auf dem ITU Triathlon in Düsseldorf im Juli 2012. Von einem Wettbewerb aus Paris kommt Sie non-stop in die Landeshauptstadt mit Defekt der Schaltung an ihrem Rad.

Kathrin Müller startet für:
http://www.skinfitracing.com/triteam/team_site_continental.html
http://www.poissytriathlon.com/
http://www.stadtwerke-team-witten.de/
und vertreibt http://www.mako-wetsuits.com/ in Deutschland

Es regnet in Strömen ...

Die Jungs von Airstreeem arbeiten fieberhaft bis kurz vor dem Rennen. Kathrin fährt los, verunfallt gleich in der ersten Runde, fährt ohne Bremse, verzögert schlitternd & schlingernd "nur" mit den Sohlen und wird - trotz allem - Dritte.

Tough Girl.

Ein paar Wochen später sind wir zum Interview verabredet. Kathrin belegt Platz 20 bei der Triathlon-Sprint-WM in Stockholm. Wir sprechen am Telefon, sie in Freiburg - (Nein wikipedia; Kathrins Lebensmittelpunkt ist Freiburg - nicht Potsdam !)

Frage: "Wie bist Du aus Stockholm zurückgekommen?"
Antwort: "Mit dem Flugzeug".

… und ich denke; Tough Girl ist auch noch schlagfertig.

"Na ja,- das Rennen in Düsseldorf. Ich bin seit 2000 Leistungssportler. Da kommt einfach Routine mit rein. So cool wie bei der Veranstaltung bin ich auch bei den Bundesliga-Rennen: Das sind einfach Spaß-Rennen für mich. Bei einem WM-Finale würde ich wahrscheinlich durchdrehen, wenn mir sowas passieren würde. Es gibt Unterschiede in welcher Liga man startet".

gangart: Triathlon in Frankreich und in Deutschland; Du kennst beides, hast zwei "Heimatvereine"; wo liegen die Unterschiede ?

"In Frankreich sind die Vereine sehr stark von den Städten gestützt. Der Club ist also von seiner jeweiligen Heimatstadt gesponsert. Dadurch fließt viel mehr Geld. In Frankreich erhält nur der Erste Preisgeld. Danach zählt das Mannschaftsergebnis. Bundesliga-Rennen dagegen sind eher individuell gestaltet. Es gibt Preisgelder für die Plätze 1 - 3 oder 1 - 5 - je nach Veranstalter. Das Mannschaftsergebnis tritt in den Hintergrund und jeder guckt nur nach sich selbst. Ich finde das toll mit den Mannschaftsrennen. In Stockholm bei der Sprint-WM, diese Staffel, das ist das Beste was man je erleben kann im Sport".

youtube

gangart: Marianne Voss bezeichnet(e) sich als "Full Time Amateur" und titelt damit auf die krassen Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern beim Radsport - wie sieht das in Deinem Sport aus ?

"Im Triathlon sind Frauen und Männer vom Preisgeld her (fast) gleichgestellt. Die Männer kriegen von den Vereinen etwas höhere Gehälter und haben etwas mehr Fernsehzeit. Gegenüber anderen Sportarten sind wir (relativ) gleich - was absolut fair ist".

gangart: Was würdest Du auf offizieller Triathlon-Ebene ändern, wenn Du könntest  ?

"Ich würde was für die Mittelschicht tun. Für die, die genauso hart trainieren, dabei aber nur die Top 10 ankratzen, nicht auf dem Podium stehen und nichts verdienen. Man sollte mal das ganze Fördersystem betrachten und nach Sportfördermöglichkeiten auch außerhalb der Bundeswehr suchen. Auf der anderen Seite sollten wir Sportler uns auch nicht beschweren. Wenn ich mir angucke für welche Stundenlöhne die Menschen arbeiten gehen müssen … da sollte ich mal ganz ruhig bleiben. Es kommt alles sehr auf den Blickwinkel an. Wir Sportler werden nur in der Saison bezahlt, wir sollten nie verletzt sein; wir tragen volles Risiko. Die meisten Sponsoren sind Materialsponsoren und die Prämien sind leistungsgebunden. Bist Du gut und gesund wirst Du bezahlt. Sonst nicht. Wir haben vielleicht 200 absolute Spitzen-Triatlethen in der Welt. Die jeweils Top 20 (bei den Männern und den Frauen) die können davon leben. Der Rest guckt in die Luft. Ich als Sportler kann das auch nicht alleine klären. Ich hab viel Marketing studiert und habe, nimmt man meine Medien-Präsenz zusammen, einen Marketingwert von errechneten 2 Mio. Euro. Kaufen kann ich mir dafür nichts. Das Geld im Triathlon wird im Breitensport verdient. Da macht man doch lieber einen Volks-Triathlon, bei dem jeder Starter 60 Euro Startgebühr bezahlt und nimmt strukturell in Kauf, dass sich im Spitzensport keine Leistungsträger entwickeln.
Alles eine Frage des Blickwinkels".

gangart: A propos ändern; dass Du in Deinen Radschuhen die gangart-Solestar von André fährst ist kein großes Geheimnis. Du bist aber auch mit Spezial-Laufschuhen unterwegs; erzähl mal bitte:

"Alle meine Laufschuhe (ich nutze 4-5 Paar die ich durchwechsele) sind von André "präpariert". Das fühlt sich erstmal "nur" gut an. Leistungssteigerung spielt dabei keine Rolle. Du merkst die Wirkung anders. Ich bin jetzt ein Jahr durchgelaufen - und hoppla - ich bin gar nicht mehr verletzt. Was ist denn los, mir tut gar nichts mehr weh?! Bei den Rad-Einlagen ist es anders. Da spürst Du die Wirkung der Sohlen sofort. Beim Mountain-Bike noch stärker als beim Rennrad. Fest im Schuh, verbunden mit dem Pedal, das setzt Deine Kraft optimal um.
Ich spüre; die Dinger fördern mich".

gangart: Du schaltest (sportlich) bezogen auf 2013 und das nacholympische Jahr erstmal einen Gang runter und orientierst Dich beruflich. Erzähl mal bitte; man weiß nie wer das liest … was soll es denn werden ?

"Ich muß schauen was kommt und wie es passt. Am einfachsten für mich wäre es im Sportbereich zu bleiben. Dabei werd ich sicherlich kein Trainer, denn ich bin kein Sportwissenschaftler. Ich bin BWL-er, deshalb würde Sportmarketing sicherlich zu mir passen. Auf der anderen Seite ist es mein großer Traum eines Tages ein eigenes Café zu haben. Das hab ich immer im Hinterkopf."